Zielgruppen Rucksack KiTa

Zielgruppen Rucksack KiTa

Eltern bzw. Familien

Eltern/Familien werden -orientiert an ihren Stärken- als Experten für die Förderung der Herkunfts-/Familiensprache(n) angesprochen. Darüber hinaus haben sie potentiell viel mehr Sprechzeit für ihre Kinder zur Verfügung als die pädagogische Fachkraft in der Einrichtung. Wenn die Eltern/Familien gelernt haben, interaktiv vorzulesen und ihr Kind z.B. zum Nachdenken und Sprechen über eine solche Geschichte animieren oder es zum Weitererzählen der Geschichten anregen, so kann sich die Zuwendungszeit rasch vervielfachen und das Kind in einer Woche in diesem Zusammenhang erheblich mehr sprechen als in der Kindertageseinrichtung. Wird das Kind noch zusätzlich täglich zum Erzählen über Erlebnisse und Erfahrungen in der Kindertageseinrichtung aufgefordert, so wird sich das sehr positiv auf die Entwicklung der Erstsprache auswirken.

Kinder

Sprache zählt zu den wichtigsten Schlüsselkompetenzen für lebenslanges Lernen und späteren Erfolg in Bildungsinstitutionen. Besonders für Kinder am Anfang ihrer Sprachentwicklung und für Kinder, die mehrsprachig aufwachsen, sind die frühe Sprachbildung und die Unterstützung sprachlicher Kompetenzen durch Eltern/Familien sowie Pädagog*innen von ausschlaggebender Bedeutung. Die Förderung der sprachlichen Entwicklung nimmt als zentrale Bildungsaufgabe somit zu Recht einen hohen Stellenwert im Elementarbereich ein. Die in den letzten Jahren neu gewonnenen wissenschaftlichen Erkenntnisse und Praxiserfahrungen zeigen, dass es vor allem eine systematische alltagsintegrierte Sprachbildung ist, die die sprachliche Entwicklung der Kinder fördert.

Elternbegleiter*innen

Elternbegleiter*innen leiten die Rucksack-Gruppe der Eltern/Familien. Nach Möglichkeit sollte es sich dabei um eine mehrsprachige Person mit internationaler Familiengeschichte der Kindertagesstätte selbst handeln oder die Aufgabe wird von einer professionellen Kraft mit internationaler Familiengeschichte (Studierende, Fachkräfte in Elternzeit, Sprachförderkräfte etc.) übernommen.

Die Vorteile liegen auf der Hand: Personen, die teilweise eine ähnliche Familiensituation innehaben und die gleiche Sprache sprechen, werden schneller als Vertrauenspersonen angesehen und können somit leichter eine vermittelnde Rolle, eine „Brückenfunktion“ zwischen Bildungsinstitution und Elternhaus einnehmen. Diese Person sollte sowohl gute Kenntnisse in der/den Erstsprache(n) bzw. Familiensprache(n) der Teilnehmer*innen als auch in Deutsch haben. In der Regel führen Honorarkräfte die Elternbegleitung durch oder freigestelltes pädagogisches Personal aus den Einrichtungen. Sie werden von sogenannten Anleiter*innen (Koordinatoren)[1] geschult und begleitet. Dafür sind Qualifizierungsmaßnahmen vorgesehen, die umfassende Themen beinhalten. Diese Fortbildungen richten sich selbstverständlich nach den Bedürfnissen vor Ort. In der Regel werden Qualifizierungen zu den folgenden Themen angeboten:

  • Migrationssensible Sensibilisierung/diversitätsbewusstes Handeln in Erziehung und Bildung
  • Kommunikation und Konfliktbearbeitung
  • Methoden der Gruppenleitung und Gesprächsführung
  • Praktische Umsetzung des Programms Rucksack KiTa
  • Gestaltung der Gruppe
  • Aktivitäten und Spiele
  • Kinder beobachten und motivieren
  • Elternselbstbildung oder Hilfe zur Selbsthilfe
  • Sprachbildung, Sprachentwicklung und Spracherwerb
  • Mehrsprachigkeit
  • Förderung von mathematischen Vorläuferfähigkeiten
  • Literacy-Erziehung
  • Die Bedeutung von Bindung für die kindliche Entwicklung
  • Die Entwicklung von Kleinkindern und/oder Vorschulkindern
  • Gesundheit
  • Medienerziehung
  • Interreligiöser Dialog

[1] Anleiter*innen sind professionelle Fachkräfte, die pädagogisch und vielfaltsorientiert vorqualifiziert sind, Kompetenz in der Theorie und praktischen Arbeit der Mehrsprachigkeit und Erfahrungen und Kenntnisse in der Arbeit mit Menschen mit internationaler Familiengeschichte haben.

Pädagogische Fachkräfte

Neben ihrer Hauptaufgaben wie Kinderbetreuung, -bildung, -erziehung und ganzheitliche Förderung sollen pädagogische Fachkräfte auch Lebenswelten und Diversität wahrnehmen, verstehen und Inklusion fördern, Erziehungs- und Bildungspartnerschaften mit Eltern/Familien und Bezugspersonen gestalten sowie Übergänge unterstützen und Institution und Team entwickeln sowie in Netzwerken kooperieren[2]. Insbesondere diese Aufgaben entsprechen den Rucksack-Prinzipien der diversitätsbewussten Bildung und Erziehung, die Einseitigkeiten und Ausgrenzungen aktiv entgegenwirken. Den pädagogischen Fachkräften wird in diesen Prozessen gezielte Unterstützung angeboten ebenso für die (mehrsprachige) alltagsintegrierte Bildung der Kinder. In diesem anspruchsvollen Prozess werden pädagogische Fachkräfte im Rahmen von Rucksack KiTa von den Programmanleiter*innen beraten und begleitet. Sie stehen stets im Austausch mit den anderen Beteiligten.

Bildungsinstitutionen

Rucksack KiTa ist ein Programm, das in Bildungsinstitutionen stattfindet, sodass diese sich auch migrationsgesellschaftlich öffnen und Prozesse anstoßen können, die große Veränderungen in der Bildungsinstitution selbst aber auch im Stadtteil oder gar in der Stadt oder im Landkreis bewirken können. Die Bildungseinrichtung wird verantwortlich in die parallele Förderung der Zweitsprache einbezogen. Die Kindertageseinrichtung koordiniert das Programm der Mütter/Väter mit ihrem Konzept der alltagsintegrierten Sprachbildung. Den Eltern/Familien wird durch eine strukturierte Weitergabe des Programms geholfen, sich der Entwicklung ihrer Kinder gezielt zuzuwenden. Rucksack KiTa eignet sich besonders für Kindertageseinrichtung oder für Familienzentren, die zumeist eine Anlaufstelle für Eltern/Familien mit internationaler Familiengeschichte sind.

[2]   Vgl. Länderübergreifender Lehrplan Erzieher/Erzieherin:

http://www.berufsbildung.nrw.de/cms/upload/fs/download/sozial/laenderuebergr-lp-erzieher.pdf (Stand: 30.07.2019).